Olancha CA - Bishop CA

Heute Morgen frühstücken wir unter dem Baum vorm Haus. Als wir unsere Sachen gepackt haben sagen wir noch kurz der Kakerlake am Türrahmen "tschüss" und verlassen relativ zügig den Ort!
Heute haben wir nicht viel zu fahren: 85 Meilen bis Bishop.
Auf dem Weg dorthin sehen wir ein Schild "Manzanar Historical Site" und weil wir ja Zeit haben, biegen wir ab. Wir kommen zu einem unscheinbaren Militärgebäude, dem "War Relocation Center". Völlig ahnungslos, wenn auch alarmiert durch das Wort 'war', betreten wir das Gebäude und befinden uns urplötzlich in der Aufarbeitung eines sehr dunklen Kapitels der jüngeren amerikanischen Vergangenheit. An diesem unwirtlichen Ort, in der Nachbarschaft des Death Valley zwischen zwei hohen Gebirgszügen mit über 40 Grad und ständigem Staubwind im Sommer und Schnee im Winter, wurden zwischen 1942 und 1946  zwölftausend japanischstämmige Amerikaner (Männer,Frauen,Kinder) interniert. Sie galten - obwohl amerikanische Staatsbürger - als Feinde nach dem Angriff auf Pearl Harbour und dem Eintritt Amerikas in den 2. Weltkrieg. 2/3 der Internierten waren bereits in Amerika geboren. Es gab in dieser Zeit einen geschürten Hass gegen 'japs', der uns sehr stark an die Verfolgung der Juden in dieser Zeit in Deutschland erinnert. Die Menschen mussten innerhalb von 48 Stunden ihr Zuhause verlassen und wurden von der Küste Kaliforniens in diese Wüste hinter Stacheldraht unter erbärmlichen Bedingungen in Baracken kaserniert. Als sie 1946 endlich das Lager verlassen durften, durften sie nicht in die Westküstenstaaten zurück. Solche Internierungslager gab es auch für deutsch- und italienischstämmige Bürger in weiten Teilen der USA. Erst in den 60er Jahren wurde dieses Kapitel im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung wieder aufgeschlagen und 1988 gab es eine offizielle Entschuldigung und eine Entschädigung von 20000$ für die überlebenden Opfer!
Guantanamo ist also keine wirklich neue Idee, mit vermeintlichen Feinden fertig zu werden!
Beeindruckt verlassen wir das Museum und fahren nach Bishop. 
Weil es zum Einchecken im Motel noch zu früh ist, picknicken wir im schattigen Stadtpark (inzwischen ist es schon wieder kurz vor 40 Grad) und besuchen noch etwas außerhalb das "Laws Railroad Museum". Hier gibt es ein ganzes Dörfchen von typischen Häuschen aus der Goldschürferzeit zu sehen. Natürlich war die Eisenbahn zu der Zeit die Lebensader für den Transport und die Verbindung zur 'zivilisierten' Welt. Alles ist hier sehr ursprünglich, einiges scheint einfach nur vor dem Verschrotten gerettet worden zu sein, vieles ist aber auch liebevoll aufbereitet und informativ ausgestellt. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Heike T. (Dienstag, 02 September 2014 17:19)

    Ihr wechselt ja wirklich sehr eindrucksvoll die Kulissen: Erst wochenlang rot-braunes Ambiente, dann leuchtend und schrill bunt und nun - wie zur Erholung - ist alles weiß-grau gehalten. Der Querschnitt durch den Kontinent hat offensichtlich einiges zu bieten. Angesichts der Temperaturen habt ihr allerdings mein volles Mitgefühl. Da bin ich doch froh, auf einem Bild von gestern eure werten Antlitze noch nicht rosinenartig schrumplig und zerfurcht zu erblicken. Also kann ich mir besorgte Ratschläge verkneifen und wünsche euch statt dessen, dass euer Auto sich durch eine potente Klimaanlage auszeichnet...
    Kleine Anmerkung von Hans-Peter zu dem Internierungslager:
    Schon damals hatten die Regierenden panische Angst vor Anschlägen. Man befürchtete, dass sich die japanischstämmigen Amerikaner mit ihrem Herkunftsland solidarisierten und üble Ziele verfolgen könnten. Warum man deshalb auch gleich Frauen und Kinder internieren musste, wird ein Geheimnis der damals Mächtigen bleiben.
    Coole Grüße (morgen soll auch hier der Sommer zurückkommen: 24 Grad!)
    schicken euch Heike und Hans-Peter