Holland-America-Line "Volendam" => Los Angeles CA - Hilo, Hawaii

Hier ein paar Tage en bloc, da es auf dem Schiff zwar Internet gibt, aber das ist so teuer, dass wir uns keine Cocktails mehr leisten könnten! ;-) .... und das will man doch nicht!

27.9.2014
Nach dem Einschiffen erkunden wir erstmal das Schiff und Räumen unsere Sachen ein. 
Um 20 Uhr ist unser Tisch im Restaurant 'Rotterdam' reserviert. Der Kellner führt uns zu einem Sechsertisch direkt am Fenster. Das wird spannend, wer wird wohl mit uns am Tisch sitzen? 
Kurz nachdem wir Platz genommen haben kommen zwei ziemlich ältere Herren. José und John sind weit über 80 und kommen aus Melbourne. Sie haben diese KreuzfahrtIn Vancouver begonnen. Spät kommen noch zwei Damen, von denen die eine in der gleichen Altersliga spielt. Ihre Freundin ist etwas jünger. Die,beiden haben sich im Altenheim in Mississippi kennengelernt und reisen gemeinsam. Die Verständigung ist nicht ganz einfach auf Grund des Akzents und der vorhandenen Schwerhörigkeit und natürlich, weil wir einiges einfach nicht verstehen.
Pikant ist, dass der jüngeren der beiden Frauen später das Essen aus dem Gesicht fällt. Es ist ihr schrecklich peinlich, wir helfen ihr soweit wir können, und kurz nachdem sie gegangen ist stehen schon zwei Angestellte mit Desinfektionsausrüstung da und bitten uns höflich, das Feld zu räumen.  Mit Infektionskrankheiten ist man hier ausgesprochen empfindlich. Die ersten 48 Stunden einer Fahrt gibt es z.B. keine Selbstbedienung und überall stehen Handdesinfektionsspender. 
Kurz vor Ende des Essens wird mir plötzlich ein 'Aniversery cake' überreicht und die Crew nimmt Aufstellung für ein Lied! Es ist nicht einfach zu erklären, dass ich nicht Geburtstag habe und auch sonst kein Jubiläum ansteht. Den Kuchen dürfen wir trotzdem behalten!
Wir gehen noch kurz im Theater vorbei, wo die künstlerische Mitarbeiter vorgestellt werden und dann ruft unsere Kabine Nr. 1874. 
Das Schiff schwankt doch etwas ...  

28.9.2014
Nach dem Frühstück drehen wir ein paar Runden auf Deck 3. dann gibt's im Theater eine Information zu den demnächst anstehenden Landausflügen, gefolgt von einem Vortrag über die 'Navajo Code Talkers' im 2. Weltkrieg (sehr interessant) und die Rolle von Hunden, Pferden und Tauben in Kriegen. Auch wenn es sich hier zweifellos um den Missbrauch von Tieren handelt, errichten die Amerikaner den ungezählten, für Menschen gestorbenen Tieren wenigstens Denkmäler und verleihen ihnen Medaillen!
Ein erimitierter Professor Hält einen Vortrag in rasend schnellem Englisch zur Entstehung des pazifischen Dreiecks (Inseln zwischen Hawaii, Melanesien und Polynesien) und zu der Frage, woher die Ureinwohner dieser Inseln kamen und wie sie diese erreichten.
Ein Konzert einer hawaiianischen Gruppe mit Ukulelemusik und Hulatanz und eine wirklich gute ABBA Covergruppe schließen sich an. 
Danach stranden wir noch bei einem Musikquiz a la 'Erkennen Sie die Melodie?'! 
Es ist übrigens wieder "formelle Kleidung" angesagt, was die Amis und Aussis nicht so verkniffen sehen wie die Engländer auf der Queen Mary, was aber trotzdem wieder Spaß beim Beobachten der Mitreisenden bringt!

29.9.2014
Gleich morgens nehme ich an einer Veranstaltung zum Basteln von hawaiianischen Armbändern aus Palmenblattstreifen, Bast und Muscheln teil. Während ich vor der Tür auf den Beginn warte lerne ich eine Frau kennen, die mich fragt, woher ich komme und dann einen Satz in fehlerfreiem Deutsch spricht. Und dann erzählt sie mir einen Teil ihrer unglaublichen Lebensgeschichte, die mich noch lange bewegt:
Sie ist 75 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Ungarn. Dort wurde sie im Alter von 14 Jahren von Leuten des Prinzen(?) von Hannover mehr oder weniger entführt. Die Leute suchten in ihrem Ort die Kinder aus, die ihnen gefielen - erzählt sie -, darunter sie und ihr beiden Schwestern, im Ganzen 21 Kinder. Diese Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und nach Holzminden in ein Landschulheim (wörtlich!) gebracht. Zunächst war diese Frau noch mit ihren Schwestern zusammen, dann würden sie getrennt und jedes Kind wurde einzeln in eine Familie gegeben. Sie kam nach Osterode im Harz. Dort blieb sie bis sie 17 Jahre alt war. Ihre Eltern Waren wohl inzwischen auch nach Deutschland gekommen und kehrten im Rahmen einer Amnestie zurück nach Ungarn. Die Frau wollte aber nicht mit und von Ungarn aus setzte sie ihr Vater unter Druck, dass sie heiraten müsse. Zu der Zeit hatte sie einen jungen Mann als (platonischen) Freund, dem sie das erzählte. Eines Tages rief ihr Vater an und äußerte wie zufrieden er sei, dass sie jetzt heiratete, währenddessen hörte sie ihre Mutter im Hintergrund weinen: "Heirate nicht!" Es stellte sich heraus, dass ihr Freund Alex dem Vater gesagt hatte, er werde seine Tochter heiraten!
"And I did." erzählt die Frau lakonisch! Sie muss so etwa 18 Jahre alt gewesen sein. 
Sie arbeitete zu der Zeit bei einem sehr reichen Unterrnehmer (Pilla oder so ähnlich), der ihrem Mann eine gut bezahlte Stelle als Mechaniker in Brasilien vermittelte. So wanderte da junge Paar nach Brasilien aus. Dort blieben sie einige Jahre, allerdings nahm sich Alex irgendwann aus Kummer, dass er keine Freunde In Brasilien fand, das Leben. So stand sie nun da, allein mit zwei kleinen Kindern! Wie sie dann nach Australien kam, hat sie nicht mehr erzählt, weil die Veranstaltung zuende war. Ihr ältester Sohn lebt in Melbourne und ist 58 Jahre alt. Sie selbst lebt in Sydney. Als ich ihr dankte, dass sie mir ihre Geschichte erzählt hat und sagte, wie bewegend die für mich war, zuckte sie nur die Schultern und meinte: "We were stronger than we thought we were. You can geht long with that." Sehr tough, sehr abgeklärt.
Währenddessen War Eckhardt bei einem Vortrag über Ernest Hemingway. 
Heute ist der Pazifik ruhig und das Wetter warm. Wir legen uns erstmal auf einen Deckchair und entspannen bis zum Lunch ;-). obwohl wir zunächst den Eindruck hatten, in einem Schwimmenden Altenheim gelandet zu sein, treffen wir immer wieder auf spannende Menschen und interessante Unterhaltungen. Was müssen hier für Lebensgeschichten unterwegs sein, von denen sicher einige es wert wären, erzählt zu werden!
Nachmittagstee gibt's im großen Restaurant, ähnlich wie auf der Queen Mary, aber nicht ganz so förmlich.
Diner nehmen wir auch wieder im großen Restaurant und treffen John und Joe wieder. Die beiden Damen sind wohl noch in Quarantäne!?
Um 22 Uhr lauschen wir dem Klarinettisten Pete Neighbour, der Swing spielt. Auch wenn das nicht meine Musik ist gefällt es mir gut.

30.9.2014
Morgens hören wir einen Vortrag zu Hilo und Honolulu und dann einen zu Piraten vom 18. Jahrhundert bis heute. Wir drehen unsere üblichen Runden um Deck 3 und lesen. 
Heute gibt es das erste Mal eingeschränkte Selbstbedienung im Restaurant und einen Hinweis des Kapitäns, dass die bösen Bakterien zunächst besiegt scheinen!
Nachmittags gibt es noch einen etwas unheimlichen Vortrag zum geheimnisvollen Verschwinden von Flugzeugen und Schiffen im Bermudadreieck Und vor Japans Küste.
Abends treten die Sänger und Tänzer der Volendam im Theater auf und bieten eine vom Arrangement und Gesang her beeindruckende Show von bekannten Liedern, die von klassischer Musik inspiriert wurden. Wir schauen uns diese Vorstellung zweimal an!

1.10.2014
 Morgenvortrag: "Die Geologie und Geografie von Hawaii" - viel Wissenswertes zum Thema Vulkane und Entstehung von Atollen und Inseln, danach Vorträge: "Die Geschichte des Aloha Shirts" - spannend und restlos unbekannt!
Während Eckhardt Championsleague Im Fernsehen schaut gehe ich zum Workshop "Handtuch falten", denn jedenAbend liegen andere Handtuchtiere auf unserem Bett, sehr kunst- und fantasievoll gefaltet.
Dann wird's Zeit für unsere Deckrunden und das Lesen im Deckchair. Eckhardt sieht einen Vogel übers Meer fliegen und gleich darauf fliegende Fische, die wirklich zu fliegen scheinen und nicht nur kurz aus dem Wasser zu hüpfen!
Bei der "hawaiianischen Teezeit" lernen wir nette Aussis kennen, aber alle Teeutensilien sind traditionell britisch.
Für 19.30 Uhr haben wir eine Einladung zu 'Cocktails of After Diner Drinks' auf Deck 9. es ist dort eine überschaubare Anzahl von Gästen und der Kapitän und einige höhere Ränge versammelt. Es gibt Häppchen und Getränke nach Wunsch. Zu uns setzen sich Mutter und 22jährige Tochter, die schon reichlich cruise-Erfahrung haben, aus Arizona. Als die beiden gehen, gesellt sich eine alte Dame aus Vancouver. Alle Menschen hier scheinen unendlich kontaktfreudig und interessiert. Es entstehen immer angeregte Gespräche und wir sind nach anfänglichem Zögern immer wieder davon angetan.
Um die Drinks zu neutralisieren flitzen wir zum "Rotterdam", denn das Lido Selbstbedienungsrestaurant hat schon zu. Wir treffen Joe und John und quatschen noch mit denen, auch wenn der schwerhörige John nur die Hälfte mitkriegt.
Die Abendshow bestreitet heute der "Pianoman Terry Davies". Er singt Lieder von Billy Joel und Elton John, und dass wieder mal perfekt! Es ist erstaunlich, welch multitalentierte Menschen auf diesen Schiffen unterwegs sind!
Es hat sich auch eine kleine Gewohnheit bei uns entwickelt: jeden Abend lassen wir in der Pianobar ausklingen, wo es zu verschiedenen Themen (Beatlessongs, Filmmelodien etc) Einen talentierten Klavierspieler zu hören gibt.

2.10.2014
Vormittags, nach Deckrunden und Lesestunde, verfolgen wir ein launiges Reise-Quiz im Theatersaal. 
Und jetzt werden wir wirklich faul: herumschlendern, Kaffee trinken, lesen, aufs Meer schauen ...
Unterbrochen wird das Ganze Nur durch Essen und durch eine Show, in der Mitreisende ihre neuerworbenen Künste im Ukulele-Spielen und Hulatanz-Tanzen vorführen!
Ach ja, einen Vortrag über die Geschichte Hawaiis haben wir auch noch gehört!


3.10.2014
Das kommt dann morgen! Wenn es internet gibt ...
 

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