Coober Pedy

Wir frühstücken vor unserem Apartment und um 9 Uhr ist es schon richtig heiß!
Heute Morgen steht "noodling" auf dem Programm. Es gibt hier ein paar Abraumberge, die in einem sicheren Gebiet abgelagert wurden, auf denen man nach Opalsteinen suchen kann (heißt: noodling). Da die Opale heute maschinell abgebaut werden (heißt: mining) kommt es immer wieder vor, dass etwas von der Ausbeute im Abraum landet. Das könnte man dann finden. Es kursieren Geschichten von Touristen, die Opale im Wert von mehreren tausend Dollar gefunden haben! Leider gehören wir offensichtlich nicht dazu und geben das Gestocher in der Gluthitze nach einer Weile auf. 
Anschließend fahren wir zu einer weiteren Underground Church und dann zum Friedhof. Dort schlendern wir durch die Reihen und lassen diese ganz andere Friedhofkultur auf uns wirken.
Auf dem Rückweg schauen wir uns noch die berühmteste Underground Church an, die römisch-katholische. Auch sie hat einen Luftschacht, durch den man den Himmel sehen kann.
Im Ort gibt es einen Underground Bookshop. Da muss Uli natürlich hin. Wir stöbern im kühlen Laden und im Hintergrund läuft Musik von Mark Knopfler. Wir sprechen den Buchhändler darauf an und er erweist sich als absoluter Dire Straits / Mark Knopfler Fan! Er zeigt uns seine CDs und erzählt, dass er sofort zu jedem Knopfler-Konzert in Australien reisen würde. Auch die Rolling Stones begeistern ihn und so vergeht eine Weile mit einer Unterhaltung über Musikvorlieben. Für solche Konzerte ist Coober Pedy nun wirklich kein günstiger Wohnort! 
Empfohlen wurde uns das Aboriginal Breakaway Reserve. Wir kaufen ein Permit in der Info und fahren los. 
Rechts und links vom Stewart Hwy sind kilometerweit kleine und größere Hügel, wie Maulwurfshaufen in einem riesigen Garten! Unter jedem Hügel ein Digger-Schicksal! Nicht ohne Grund heißt diese Stadt Coober Pedy, was sich aus der Sprache der Aboriginals ableitet und soviel  bedeutet wie "weißer Mann im Loch". Und nicht umsonst darf man dieses Gelände auf keinen Fall betreten, denn überall lauern nicht gesicherte Schächte im Boden, die mindestens 19 m tief sind!
Wir biegen nach 23 km ab auf eine unbefestigte Straße zu den beiden Lookouts. 10 km rumpeln wir über eine rote, staubig-steinige Wellblechpiste. 
Dann breitet sich ein atemberaubendes Panorama vor uns aus: Berge, Täler, Hügel in allen Farben: rot, gelb, ocker, braun, schwarz und allen Farben dazwischen. Hier war vor 70 Millionen Jahren ein Ozean und nach seinem Rückzug arbeitet nun die Erosion an dieser wunderbaren Landschaft. Dies ist einer der heißesten Orte Australiens, wo die Temperaturen an der Erde durchaus 65 Grad erreichen können! 
Ganz so heiß ist es heute nicht, aber 37 Grad sind es auch und es bläst ein sehr kräftiger warmer Wind. Ich kann kaum den Fotoapparat still halten! Eckhardt peilt wieder durch sein Fernglas und entdeckt tatsächlich in einer Berghöhle zwei Kängurus! Schlau, die Zeit der größten Hitze hier zu verbringen!
Irgendwann müssen wir uns von der tollen Kulisse losreißen, denn es ist wirklich richtig heiß. Wir fahren zurück nach Coober Pedy und ich muss noch unbedingt eine weihnachtlich geschmückte Laterne fotografieren. Gestern fuhr ein kleines Mädchen bei 40 Grad auf dem Dreirad herum und schmetterte "Jingle Bells". Schon ein merkwürdiges Gefühl! Irgendwie passen Weihnachten und dieses Wetter für uns nicht zusammen.
Nachdem wir für morgen vollgetankt haben geht's zurück in unsere angenehm kühle Undergroundbehausung. Sagte ich mal "Garage"? Pfui! Wie konnte ich nur?!     

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Kommentare: 2
  • #1

    Heike T. (Mittwoch, 19 November 2014 16:41)

    In der Illustration scheint aber auch der südhalbkugelige Weihnachtsmann im Schnee angesiedelt zu sein. Schneeflocken, weiße Tanne, pelzbesetzter Mantel und Mütze sind ja eigentlich nicht wirklich kompatibel mit 40 Grad im Schatten! Offensichtlich bevorzugt auch der gemeine Australier die nordkugelig coole Imagination der weltlichen weihnachtlichen Symbolfigur. Wer will sich auch schon Santa Claus in T-Shirt, Shorts und Schlappen vorstellen?!
    Aber im November liegt das Thema "Friedhof" ja viel näher. Auf diesem Gebiet sind die australischen Zeitgenossen ja wohl an rührender Schlichtheit und Kreativität kaum zu übertreffen. Der Begriff "Friedhofsatzung" gehört mit Sicherheit nicht zum aktiven Wortschatz der einheimischen Bevölkerung. Wie sympathisch und aussagekräftig! John Hudson hat sein Leben vermutlich als Cowboy verbracht, aber was ist mit dem Verblichenen unter der Steinplatte? War seine Lebensleistung ein exorbitanter Alkoholkonsum und das Fass die letzte Wegzehrung? Der Phantasie sind hier nur wenig Grenzen gesetzt...
    Gebt bitte Acht, dass ihr nicht auf Nimmer Wiedersehen in einer unmarkierten Höhle verschwindet, wir freuen uns auf weitere Berichte!
    Besinnliche Novembergrüße schickt euch Heike

  • #2

    Frank Reinecke (Mittwoch, 19 November 2014 19:26)

    Heute war im hiesigen Radio zu hören, dass mancherorts ca. 10% des bei Friedhofsgärtnereien bestellten und teuer bezahlten Grabschmucks geklaut werden (Tendenz steigend). Ich denke mal, es gibt mindestens fünf Gründe, warum sowas in Coober Pedy nicht vortstellbar wäre:
    1. ein entspannteres Verhältnis der Aussies zur Grabpflege im Allgemeinen
    2. keine Friedhofsgärtnerei weit und breit
    3. Frischhalteprobleme bei Grün- und Blumengestecken
    4. zu geringe Bevökerungsdichte und kaum potenzielle Langfinger
    5. zu wenig natürliche Deckung, um ungesehen verdörrten Grabschmuck zu entwenden
    Da gräbt man sich in der Vorweihnachtszeit doch lieber einen "Christstollen" in den gipshaltigen Untergrund und pickt sich die "Rosinen" raus. Bei den Temperaturen solltet ihr das "gebacken" kriegen. In diesem Sinn frisch ans weihnachliche Schachten! Abschließend noch der Hinweis, dass der Toten Sonntag seine Schatten vorauswirft, deshalb genau heute in einer Woche die Andreasmesse beginnt und H.-J.R. heute 99 Jahre alt geworden wäre, wenn es beschieden gewesen wäre. So long, Frank