Alice Springs - 1. Tag

Wir werden von einem Kleinbus abgeholt. Mit neun anderen Leuten fährt uns Jim, der Fahrer, parallel zu den MacDonnell Ranges zum Finke Gorge NP. 
Jim ist 72, seit 62 Jahren in Australien und kann unendlich viel erzählen. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und unterhält uns die komplette Tagesfahrt lang mit wirklich interessanten Informationen und Geschichten. Leider können wir ihm nicht ununterbrochen konzentriert folgen, da wir noch ziemlich müde sind und es auch anstrengend ist soviel geballte Information in einer fremden Sprache vermittelt zu bekommen. 
In Hermannsburg halten wir kurz an, um die Toilette zu benutzen und im historischen Missionsdorf unsere Lunchbestellung aufzugeben. Die Schilder, die in den Toilettenkabinen angebracht sind, erinnern uns daran, dass wir in der Wildnis sind.
Der Bus ist mit einem 4x4 Antrieb ausgebaut worden. Schon kurz hinter der Abzweigung in den NP ist die Straße ungeteert, rumpelig und der arme Bus ächzt. Da man hier in den 80er Jahren Öl und Gas gefunden hat, hat man die "Straßen" versucht mit grobem Schotter zu befestigen. Das fährt sich wohl sehr schlecht und Jim wünscht sich die alten Sandpisten zurück.
Danach fahren wir weiter im ausgetrockneten Flussbett des Finke River. Dieser Fluss führt  drei- bis viermal im Jahr Wasser. Es stehen viele Gum Trees und Büsche darin, an denen man den letzten Wasserstand an den angeschwemmten Grasbüscheln ablesen kann.
Wir machen eine Pause mit heißem (!) Tee und Muffins auf einem Rastplatz mitten in der Einsamkeit. Hier steht ein elektrisches Barbecue, das mit einem Solarpanel versehen ist. Mittlerweile ist es fast 40 Grad warm!
An einer Stelle setzt uns Jim aus. Während er zu einem verabredeten Treffpunkt fährt, laufen wir durch ein felsig/sandiges Tal, umgeben von hohen roten Felsen und Bäumen, Büschen und Palmen.
Als Jim uns wieder in den Bus einsteigen lässt, glauben wir nicht, dass er einen solchen Weg mit dem Bus gefahren ist! Hohe kantige Steine wechseln sich mit sandigen Löchern ab. Überall sind Spuren von aufgesetzten Karosserien zu sehen.
Wir rumpeln weiter bis zum absoluten Ende der Tales. Hier hält Jim. Es ist das legendäre Palm Valley. Man nimmt an, dass die Palmen hier im Felsental, in dem auch hier und da noch Pfützen stehen, gute Lebensbedingungen seit der Zeit der Dinosaurier vorfinden und deshalb seither hier beheimatet sind. Hier ist die weltweit letzte Population der "Marienpalme" zu finden und auch viele andere seltene Pflanzen. 
Wir machen einen einstündigen Walk am oberen Rand des Oasentales und zurück durch das Tal zum Bus. Hier steht ein Dach mit Bänken darunter und während wir im Schatten sitzen erzählt uns Jim die Geschichte seines Dingos.
Jim bekam vor 14 Jahren einen Dingowelpen. Diese Wildtiere darf man hier im Norden leider als Haustiere halten. Eines Tages hörte Jim in seinem einsamen Roadhouse Klaviertöne. Er sah, dass Dinky auf das Klavier gesprungen war und auf der Tastatur herumtappte und dabei heulte. Dingos bellen übrigens nicht, und sie können sehr gut springen und sogar auf Bäume klettern. Jedenfalls schien der Dingo Spaß an seinem Tun zu haben, denn er zeigte es öfter und ohne Aufforderung. Irgendwann wurde diese Geschichte mündlich weitererzählt und Dinky wurde mehr oder weniger berühmt. Meiner Einschätzung nach wird diese Story von Jim zwar gern erzählt, aber der Dingo hatte keine Beeinträchtigungen dadurch und seine Vorführungen waren durchweg freiwillig. Jim sagt auch, dass ein Dingo vom Wesen her eher einer Katze ähnelt, der man nur sehr begrenzt Befehle erteilen kann.
Wir wackeln und ruckeln wieder zurück und halten diesmal zum Lunch in Hermannsburg an. Das alte Missionsdorf ist ziemlich heruntergekommen und die unselige Geschichte der Missionierung der Ureinwohner Ende des 19. Jahrhunderts und damit die Auslöschung ihrer ausschließlich mündlich weitergegebenen Kultur ist hinlänglich bekannt. Heute leben hier rundherum nur noch Aborigines, die sesshaft und überwiegend arbeitslos sind und nicht mehr auf eigene Traditionen zurückgreifen können. 
Auf einer Asphaltstraße fahren wir zurück nach Alice und werden wieder vor unserem Resort abgesetzt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank Reinecke (Freitag, 28 November 2014 19:47)

    Mein letzter Hinweis, die Flora nicht zu vernachlässigen, hat auf die Palmen bezogen Früchte getragen. Allerdings war dann eine gewisse "Dingodominanz" nicht zu überlesen. Die Fauna scheint insofern doch ergiebiger, weil z.B. auch auf den Toilettenschildern nie davor gewarnt wird, dass irgendetwas aus dem Abort wachsen und den Sitzkomfort beeinträchtigen könnte ;-). Verstehe ich das richtig, dass man niemals eine "Schlange" auf einen Frosch fallen lassen sollte?