Coober Pedy - Erldunda NT

Eckhardt steht früh auf und klappert mit Geschirr. Ich wälze mich aus dem nachtschwarzen Undergroundschlafzimmer und frage: "Müssen wir schon los?", weil wir ja heute etwas länger fahren wollen. Eckhardt meint, so eilig sei es zwar nicht, aber im Northern Territory wäre ja wieder eine Zeitumstellung fällig. Das Internet informiert uns dann, dass das zwar richtig ist, aber dort ist es eine Stunde früher als hier, also erst 6.30 Uhr! Egal, gewonnene Zeit!
Der Blick durch die Haustür zeigt: Wolken, heftiger Wind und richtiger Regen! Und das bleibt so, auch als wir gefrühstückt und das Auto gepackt und im Supermarkt noch frisches Obst und Gemüse gekauft und in der Post eine Karte eingeworfen haben! 
Wir biegen auf den Stewart Hwy ein. Auf der Straße stehen in den Spurrillen tiefe Pfützen. Das glaubt einem niemand, wenn man einen Aquaplaning-Unfall in der Wüste hat!!
Der Regen lässt langsam nach, aber immer noch sind dicke Wolken am Himmel. Ab und zu kommt die Sonne kurz hervor und dann ist das Licht einfach genial zum Fotografieren der vielfarbigen Wüste.
Unser erster Pausenstopp ist heute 220 km entfernt: Marla. Dort trinken wir einen Kaffee und teilen uns einen Burger: Eckhardt isst den Burger und ich die unvermeidliche Beilage: Chips!
Unser nächster Halt ist an der Grenze zum Northern Territory. Dort ist ein normaler, aber sehr ansprechender Rastplatz.
Immer wieder begegnen uns Road Trains: Riesenhafter, die über 53 Meter lang und bis zu 115 t schwer sein können! Eckhardt meint, die Zuckerfabrik müsse dementsprechend mal ihre Rübenlogistik überarbeiten! Das bedeute immerhin 75% weniger Fahrzeuge!
Dann kommt Kulgera: Hier wollten wir ursprünglich übernachten, aber es ist wieder ziemlich heiß und durch die Zeitumstellung haben wir ja eine Stunde gewonnen. Deshalb entschließen wir uns, die nächsten 77 km bis Erldunda noch unter die Räder zu nehmen.
Auf dem Weg sehen wir an der Straße plötzlich riesige Vögel. Es sind mindestens sechs Adler, die sich an einer Kängurukarkasse gütlich tun. Als wir anhalten fliegen sie auf angrenzende Bäume und beobachten uns gespannt.
Erldunda ist ein winziger Ort an der Stelle, wo der Lasseter Hwy in den Stuart Hwy mündet. Hier wollen wir morgen zum Kings Canyon abbiegen.
Weil es noch so früh und so heiß ist nehmen wir ein Zimmer im Motel. Eigentlich wollten wir campen, aber die Vorstellung bis Sonnenuntergang in dieser Hitze draußen oder im Auto zu sitzen mag uns einfach nicht gefallen. 
Als wir uns das Gelände um unser Zimmer etwas ansehen (es gibt einen Pool!), spricht uns ein Ehepaar an, das uns von Coober Pedy wiedererkannt hat und so stehen wir erstmal in der Hitze rum und unterhalten uns über alles und nichts unserer Heimatländer und haben eine gesellige Zeit zusammen.
Irgendwann entschließen wir uns, den Pool zu besuchen. Ich will noch etwas aus dem Auto holen, und dann passiert es!!!!
Ich krame, finde und Eckhardt will mir helfen und die Heckklappe schließen. Er weiß aber nicht, dass ich mein Handy auf die Kante gelegt habe und ich denke nicht dran! Merkwürdigerweise geht die Klappe beim ersten Mal nicht richtig zu und Eckhardt versucht's nochmal mit Kraft! Ich merke immer noch nichts, aber mein Gatte ruft: "Oh nein, was ist das denn? Dein Handy!" Mich trifft augenblicklich der Schlag, als ich das zersplitterte Display sehe! Wie kann man nur so blöd sein? Ich ärgere mich den ganzen Abend lang, während Eckhardt mit kühlem Kopf den Apparat in Augenschein nimmt. Als ich mich wieder halbwegs gefasst habe, probiere ich vorsichtig aus und - oh Wunder - es geht noch, obwohl der wichtigste Button rausgefallen ist! Wir bandagieren das arme Ding mit Tesafilm. Es geht noch, aber es muss behandelt werden, wie ein krankes Reh!
Gottseidank ist in Alice eine Apple-Repair-Werkstatt! Ganz vielleicht kann man dem Kranken ja mit einer neuen Scheibe und einem neuen Button wieder zu alter Lebenskraft verhelfen!
Währenddessen ist es dunkel geworden. Baden fällt heute flach, aber wir beobachten ein fulminantes Wetterleuchten bis die Mücken sich alle an uns satt getrunken haben. Hoffentlich regnet es heute Nacht ohne Licht- und Toneffekte! 

Coober Pedy - Erldunda => 485 km

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Kommentare: 1
  • #1

    Frank Reinecke (Donnerstag, 20 November 2014 18:19)

    Die Handypanne finde ich dermaßen vielsagend, dass ich mir vorzustellen versuche, wie ich wohl darauf reagiert hätte. Erst beim zweiten Lesen ist mir klar geworden, wer da mit wem gehadert hat. Na ja, so kann man es gelten lassen, zumal ja für durchschnittlich gestrickte Naturen wie mich keine wirkliche Katastrophe geschehen ist. Das wird schon wieder (!), will sagen, ihr werdet eure IT-tools sicher bald wieder uneingeschränkt nutzen können, bzw. the best is yet to come. Sollte das wider Erwarten nicht der Fall sein, werden wir halt mal 'ne Weile "Erholung" voneinander in Kauf nehmen müssen. Mal sehen, ob sich das aushalten lässt ;-). Cheers & good luck, "Meister Lampe" :-)